Wer kauft alles Altgold an?
Die verschiedenen Ankäuferarten
a - ankauf ausschliesslich vor ort (circa 4.000)
Als „stationäre Ankäufer“ bezeichne ich sowohl die lokalen Goldankaufsunternehmen, als auch Juweliere, die Gold vor Ort ankaufen. Also alle diejenigen, zu denen man klassischerweise hingeht, wenn man sein Altgold verkaufen mag. Manche haben auch mehrere Filialen oder sind Teil einer größeren Handelskette. Sehr viele davon haben keine Internetpräsenz.
Einige Ankäufer kommen auch zum Kunden nach Hause und kaufen dort direkt an. Entweder sind dies solche, die auch ein Ladengeschäft betreiben. Oder aber reine „Außendienstler“ mit zum Beispiel einem Recyclingbetrieb im Hintergrund. Denn den benötigt man, da man im Reisegewerbe nicht ankaufen darf. Aber Vorsicht - besonders hier droht Abzocke.
B - Ankauf nur im Internet/verschicken (circa 15)
Manche Unternehmen sind ausschließlich im Internet tätig. Sie haben kein Ladenlokal und damit sicher auch eine andere Kostenstruktur. Sind aber auch nicht persönlich greifbar, daher mit Vorsicht zu genießen. Typische Kennzeichen sind: Viel Werbung, hohe Preisversprechungen, vorversicherte Versandvarianten mit fast immer denselben Summen sowie meist freier Rückversand (zum Anlocken), „Sieger“ in eher dubiosen Tests, parallel dazu aber schlechte Kundenmeinungen in anderen Tests oder auf Seiten anderer Ankäufer und keine echten Kundenmeinungen, zum Beispiel via Google. Ich nenne sie intern die „Üblichen Verdächtigen".
C - Beide Ankaufsarten (circa 150)
Die meisten Unternehmen haben meist mindestens ein Ladenlokal und kaufen zusätzlich im Internet an (oder umgekehrt: Primärer Internet-Ankauf plus Niederlassung.) Seien es reine Altgoldankaufs-Unternehmen, Juweliere mit integriertem Online-Goldankauf oder Scheideanstalten mit Privatankauf.
Die Scheideanstalten (circa 20 echte)
A - Grundsätzliches
Typischerweise sind Scheideanstalten Adressaten des industriellen und gewerblichen (Edel)metallhandels. Im Wesentlichen sind es Recyclingunternehmen, welche sich auf die Rückgewinnung von Metallen und deren Weiterverarbeitung spezialisiert haben.
Scheideanstalten gelten als Großhändler, sofern sie sich denn wirklich so nennen dürfen. Der Begriff ist nicht geschützt, und so tragen viele diesen Namen, obwohl sie die Kernelemente einer echten Scheideanstalt nicht abdecken. Eine hervorragende Beschreibung findet sich hier: https://norddeutsche-edelmetall.de/wann-ist-eine-scheideanstalt-echt/
Scheideanstalten sind der Endpunkt im Ankaufsprozess und kaufen allen Ankäuferarten das Altmaterial ab, um es weiter zu verarbeiten. Schmelzen dann das Material ein und verkaufen es zum Beispiel in Form von Barren oder Zahnmaterialien weiter.
Einige wenige kaufen auch von Privatpersonen Altgold und andere Materialien an. Primär über das Internet, aber man kann zu manchen auch direkt hingehen. Aber Vorsicht: Wenn nicht die Möglichkeit besteht, vorher abzustimmen, ob man einem Ankauf nach Preisnennung zustimmt, werden alle Stücke kurzerhand eingeschmolzen. Zudem kaufen viele erst ab einer Mindestmenge an. Und die Vergütung ist nicht zwingend höher, als bei anderen Ankäufer-Arten.
B - Goldschmelzbetriebe und Scheideanstalten
Eine Frage, die oft gestellt wird: Sind Goldschmelzbetriebe denn Scheideanstalten?
Nicht immer. Viele schmelzen, aber scheiden nicht. Schmelzen dient der Zusammenfassung unterschiedlicher Legierungen, damit man eine später weiterzuverarbeitende Form erhält. Es dient der Entfernung von Verunreinigungen, welche den chemischen Analyseprozess stören würden, bedeutet aber eben keine Trennung der Materialien. Schmelzen heißt also nicht scheiden. Und Scheidung erfolgt außer vor Gericht eben nur in einer echten Scheideanstalt. Mit allen genannten Konsequenzen.
C - Zusammenhang Goldankäufer und Scheideanstalten
Altgoldankäufer sammeln das Altgold der Kunden und verbringen es an Scheideanstalten. Dieser Vorgang ist für den Altgoldankäufer mehrwertsteuerpflichtig (für den privaten Ankauf fällt keine Mehrwertsteuer an!). Das heißt, der typische Ankäufer kalkuliert bei seiner Marge gegenüber dem Kunden auch ein, dass er der Scheideanstalt 19 % Mehrwertsteuer bezahlen muss. Insofern ist der Altgoldankäufer - ob lokal oder / und im Internet tätig - immer eine zwischengeschaltete Instanz in der Handels- beziehungsweise Ankaufskette.
Allerdings genießt er aufgrund der größeren Mengen, die er einliefert, höhere Großhandelspreise, als ein privater Verkäufer (so wie Sie als Kunde). Größere Goldankäufer (gerade auch solche im Internet) sind manchmal auch mit Scheideanstalten vergesellschaftet, das heißt sie bilden einen Unternehmensverbund, welcher nicht immer sofort zu durchschauen ist. Dann gelten interne Preis- und Vergütungsregelungen.
Die Unternehmensformen
A - Allgemeines
Ohne Frage - die Zunft der Goldankäufer ist vielfältig. Von Mini-Goldankäufer nur für den privaten Ankauf mit einem 10qm-Büro, der nur das macht bis zum weltweit operierenden Konzern, dessen Tochtergesellschaft sich auch dem privaten Goldankauf widmet.
Diese zu vergleichen verbietet sich eigentlich. Eigentlich. Aber nicht konkret. Denn da geht es einzig und alleine um den Output für den Kunden. Und da mag eine ausgelagerte Konzerntochter auch nicht besser sein, als ein spezialisierter Ankäufer, der ohne große Marge, wohl aber mit Menge (da Güte und Qualität) sehr wohl punkten kann.
Klar, der kleine stationäre Goldankäufer ist so dermaßen am Ende der Nahrungs- = Handelskette, dass er sicher große Schwierigkeiten hat, die guten Preise gut aufgestellter Ankäufer nur ansatzweise mitzugehen. Es bleibt ihm ja fast kaum etwas übrig, als durch schlechte Kurse sein Überleben zu sichern. Dennoch - viele der auch kleinen Ankäufer können sehr wohl gut leben - so meine Einschätzung.
B - Strukturen
Manche der Ankäufer haben einen Mutterkonzern im Hintergrund. Im Edelmetallbereich gibt es eben umfangreiche Geschäftstätigkeiten. Angefangen von der Förderung über die Produktion von edelmetallhaltigen Werkstoffen und Scheidgütern bis hin zum Goldankauf von Privat. Und manchmal sind diese eben in einem Konzernverbund zusammengefasst.
In einigen Fällen finden sich auch Gesellschaftsstrukturen, die lediglich einen Zusammenschluss von An- und Verkauf beinhalten. Wiederum andere Varianten beinhalten eine geschäftliche Zusammenarbeit (ob lediglich vertragsrechtlich oder auch in Bezug auf eine gemeinsame Unternehmensform), die sich vor allem zwischen Ankauf und Scheidung / Analyse abspielt. Hier gibt es die Zusammenarbeit zweier Unternehmen, bei der das eine ankauft, das andere die Schmelze und Scheidung übernimmt. Auch der klassische Weg - der Ankauf durch einen stationären Ankäufer mit Weiterverkauf an eine Scheideanstalt fällt unter diese Rubrik.
Erfolgreiche Spezialisten im reinen Goldankauf haben häufig mehr private Altgold-Kunden, als die größte Scheideanstalt. Das liegt sicher auch an der Spezialisierung und nicht für jede Scheideanstalt ist es strategisch / geschäftlich offenbar sinnig, auch privaten Ankauf anzubieten. Im Zuge der Goldpreissteigerung und angesichts enger werdender Margen im klassischen Geschäft haben aber einige den Einstieg in dieses Segment vollzogen.
Zur Einordnung: Wie gesagt - Größe alleine ist nicht entscheidend. Und ein hohes Kundenvolumen zwar ein Indiz für eine gewisse Reputation am Markt. Diese kann sich aber auch auf einen gewissen Bekanntheitsgrad der Muttergesellschaft beziehen oder ist der Möglichkeit eines preisintensiven Werbe- und Vertriebskonzeptes geschuldet.
C - Überblick
Hier eine Übersicht der Gesellschaftsformen der von mir untersuchten 100 Ankäufer:
Gesellschaftsformen | Anzahl |
AG | 2 |
GmbH | 52 |
GmbH & Co. KG | 5 |
GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) | 3 |
KG | 1 |
Ltd. (Limited; entspricht UG) | 1 |
UG (Unternehmergesellschaft) | 1 |
E.K. (eingetragener Kaufmann) | 4 |
Einzelunternehmer | 31 |
Und hier ein Abbild der Besonderheiten:
Besonderheiten | Anzahl |
Ankauf online und vor Ort | 80 |
Ankauf nur Online | 8 |
Ankauf nur vor Ort | 12 |
Davon (inklusive Mehrfachnennungen) | |
Scheideanstalten (sogenannte/echte) | 13/3 |
Juweliere (nur vor Ort/online) | 11/9 |
Mit Verkauf (+ Juweliere) | 39+11=50 |
Ankauf und Pfandleihe | 11 |
Zahnspezialisten | 4 |
Von Frauen geführt | 8 |
Mit Außendienst | 16 |
Filialen | |
Mit nur einer Filiale | 68 |
Mit mindestens zwei Filialen | 32 |
Anzahl Filialen gesamt | 192 |
Durchschnitt | 6 |
Sie erkennen - der Markt ist sehr vielschichtig!
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